Btihal Remli

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Magie, Aberglaube und Fotografie

Btihal Remli bezeichnet sich als visual Story Teller mit Schwerpunkt auf Kunst und Dokumentarfotografie. Btihal erforscht Geschichten, die mit Identität, Religion und Glauben, Geschlecht und soziokultureller Repräsentation in ihrem Heimatland Marokko zu tun haben. Sie versucht auch, die Gegenüberstellung zwischen ihrer
Btihal Remli - Magie, Aberglaube und Fotografie deutschen Identität und ihrer tief verwurzelten marokkanischen Herkunft zu vermitteln.

"Hi. Ich bin Btihal Remli

Ich sehe mich selbst als Visual Storyteller. Und meine Arbeit dreht sich hauptsächlich um Glaube, Aberglaube und Realität. Und dieses zwischen Aberglaube und Realität. Was mich irgendwie am meisten daran interessiert, würde ich sagen, sind die verborgenen Kräfte, oder eher die unsichtbaren Kräfte, die kulturelle Praktiken formen.

Aber genau, wie ich eigentlich zur Fotografie gekommen bin, war Zufall. Wie alles andere in meinem Leben.

In meiner Masterarbeit an der Akademie ging es um Rituale im Kontext von Raumtheorie. Und als Medium habe ich mir eben die Fotografie ausgesucht. Ja, eine Art der Faulheit.

Und dann hat es sich eben als viel schwieriger entpuppt. Allein schon das zu sagen, dieser Satz “immaterielle Räume fotografieren”… Ja, man kann sie am Ende doch nicht sehen. Aber man kann alles drum herum dokumentieren und versuchen, es zu verstehen. Man kann ja im Prinzip alles fotografieren und auch alles irgendwie darstellen, aber was sollte man auch wirklich irgendwie der Öffentlichkeit präsentieren? Welche Dinge sind eigentlich dafür da, um weiterhin geheim zu bleiben?

Na ja, man hat einfach auch als Fotograf eine große Macht in dem Sinne.

Die Arbeit, an der ich im Moment arbeite, hat noch keinen Namen. 2017 hatte ich diesen Grant von Magnum Foundation - ich hab schon in Marokko gelebt damals - und habe so total naiv dieses Projekt angefangen über übernatürliche Wesen, sogenannte Djin und ja, in meiner Bewerbung habe ich geschrieben, dass ich einfach so durch das Land reise und irgendwie diesen Kult fotografiere Und dann kam ich halt auch so in Kontakt mit Magie und wie Magie eigentlich genutzt wird.

Und es geht eigentlich so einher mit den übernatürlichen Wesen. Und dann habe ich mich halt auch gefragt wie kann ich irgendwie einen Schritt weitergehen? Wie kann ich irgendwie das, was ich erlebt habe, auf eine andere Art und Weise dokumentieren?

Weil es eben nicht nur die Bilder gab, nicht nur die Menschen, die ich getroffen habe. Es gab auch diese ganze Atmosphäre, in die man eintritt. Es gibt die Gerüche überall. Also es gibt ja diese ganzen Räucherstoffe. Wenn man in einen Laden eintritt, wenn man in bestimmte Dörfer geht, wenn man ein Marabu betritt.

Und genau, so habe ich dann überlegt, ob ich meine Rezepte zu Parfums kreieren könnte. Nennen wir es für jetzt “Magic in a Bottle”. Daran arbeite ich. Und es sind magische Düfte, mit denen man zaubern kann."

"Ob ich an Magie glaube, kommt geografisch darauf an, wo ich bin. Wenn ich in Deutschland bin, glaube ich tatsächlich gar nicht daran, aber wenn ich in Marokko bin, ist irgendwie alles möglich. Auf einmal, sehe ich die Dinge anders, ich nehme sie anders wahr und habe dann auch irgendwie Angst, an bestimmten Orten zu schlafen, alte Häuser zu betreten und so weiter.

Es gab Orte, an denen ich einfach überhaupt nicht fotografieren durfte. Manchmal war ich in Zeremonien, Ritualen, wo es geduldet wurde, wo mir aber auch gesagt wurde, dass die übernatürlichen Wesen das nicht mögen und dass ich mir selbst große Probleme damit mache. Ich habe es dann meistens trotzdem getan, weil ich glaube, dass diese Dinge sind nur so stark sind wie der Glaube daran. Aber es sind echt komische Dinge passiert: Ich habe an verbotenen Orten fotografiert und habe meinen Film zum Labor in Wien geschickt und er ist verloren gegangen. Dann habe ich an demselben Ort wieder fotografiert, hatte noch Bilder auf dem Film übrig und war dann in Marakesch unterwegs, wo ich von der Polizei gestoppt wurde, weil ich in der Nähe eines Royal Builings fotografiert habe. Die haben mir meinen Film weggenommen. Da dachte ich schon, das ist jetzt komisch. Dann war auch ein Film komplett überbelichtet und Batterien in Kameras, die ich eben erst gewechselt hatte, waren plötzlich leer. Da habe ich mich gefragt, okay, vielleicht sollte ich nicht alles, was ich hier erlebe, auch veröffentlichen und ich glaube, das ist auch eine ganz wichtige Frage in der Ethik der Fotografie: wie weit ist man persönlich bereit zu gehen, was sollte man auch wirklich der Öffentlichkeit präsentieren, welche Dinge sind eigentlich dafür da, um weiterhin geheim zu bleiben?"

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    Denkraum, Labor, Werkstätte
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